Kunst aus Verpackungsresten

Ausstellungsraum mit den Kunstwerken von Kelly Kozma

Paradigm Gallery + Studio / Philadelphia

In der Welt der Druckveredelung ist das Ende eines Produktlebens oft der Anfang von etwas Neuem – zumindest, wenn man es mit den Augen der US-amerikanischen Künstlerin Kelly Kozma betrachtet. Ihre Werke zeigen eindrucksvoll, welches gestalterische Potenzial in scheinbar wertlosen Resten steckt: Ob Chiquita-Bananenaufkleber, Zahnpastaverpackungen oder farbcodierte Kontrolletiketten – Kozma sammelt, was andere wegwerfen.

In ihrer aktuellen Soloausstellung Watch Me Backflip, die gerade in der Paradigm Gallery + Studio in Philadelphia eröffnet wurde, präsentiert sie farbenfrohe Patchwork-Kompositionen aus Fundstücken des Alltags. Die Ausstellung ist ein eindrucksvolles Statement für Nachhaltigkeit, Achtsamkeit – und die ästhetische Kraft von Druckprodukten, die eigentlich schon ausgedient hatten.

Druckveredelung als Rohstoffquelle

Was für Verpackungsdesigner*innen spannend ist: Kozma arbeitet fast ausschließlich mit gebrauchten oder aussortierten Materialien. Dabei zeigt sie, wie sehr Oberflächenstruktur, Farbspektrum und Druckqualität eine Rolle spielen – selbst dann, wenn es sich nur um einen kleinen Kartonschnipsel handelt. Verpackungen mit Spotlack, Prägung oder besonderen Papieren stechen in ihren Arbeiten hervor und entfalten ein zweites Leben in neuen, visuell komplexen Kunstwerken.

“I See Your Beauty” (2025), process control patches and acrylic on panel

Die großformatige Installation Iguana & Myrrh etwa umfasst über 30.000 handgestanzte und vernähte Kreise, die aus Grußkarten, Etiketten und Verpackungen stammen – eine fast meditative Auseinandersetzung mit Materialität und Erinnerung. Kozmas Ansatz macht deutlich, dass Druckveredelung nicht nur im Regal, sondern auch im Recyclingprozess Aufmerksamkeit erzeugt.

Zwischen Kunst und Konsumkritik

Kozmas Arbeiten sind mehr als nur dekorativ. Sie kritisieren auch den verschwenderischen Umgang mit Ressourcen und rufen zu mehr Bewusstsein im Alltag auf. Jedes gesammelte Etikett steht für eine kleine Geschichte, jede verwendete Verpackung für eine Begegnung – sei es mit einem Produkt, einer Person oder einem Moment. „Sie schafft Verbindungen zwischen Menschen und Objekten“, heißt es in der Ausstellungsbeschreibung, „und inspiriert zu einem achtsameren Umgang mit Konsum und Umwelt.“

Für die Druck- und Verpackungsbranche ist das ein kreativer Denkanstoß: Materialien so zu gestalten, dass sie nicht nur funktional und verkaufsfördernd sind, sondern auch inspirierend – vielleicht sogar sammelwürdig.

Die Ausstellung Watch Me Backflip läuft noch bis zum 1. Juni in Philadelphia. Mehr von Kelly Kozmas Arbeiten gibt es auf ihrem Instagram-Profil.


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